Ob und wann wir jemals das Patentrezept gegen Krebs in der Hand halten, wissen wir nicht. Bis dahin gilt es, die vielen Ansätze der Krebsbekämpfung beharrlich weiterzuverfolgen, neue Ansätze zu entwickeln und vor allem das Potenzial der (Krebs-)Prävention noch besser auszuschöpfen, damit wir der „Vision Zero“ näherkommen.
Ich bin überzeugt, dass Digitalisierung und Datennutzung entscheidende Beiträge dazu leisten werden. Für beides haben wir jetzt die Weichen im deutschen Gesundheitssystem gestellt. Die umfangreichere Gesundheitsdatennutzung eröffnet völlig neue Dimensionen, indem etwa trainierte KI-Technologie bei der Früherkennung von Krebs die ärztliche Arbeit sinnvoll ergänzt und Ärzte und Ärztinnen unter Zeitdruck entlastet. Um dieses Potential auszuloten, fördert das Bundesministerium für Gesundheit aus Mitteln der KI-Strategie der Bundesregierung Forschungsprojekte, die KI-Anwendungen für die Versorgung nutzbar machen sollen. Darunter auch einige Projekte, die in der Krebsforschung angesiedelt sind, etwa ein Assistenzsystem, das mit Hilfe von KI die Bilddiagnostik des malignen Melanoms im klinischen Alltag unterstützen soll.
Ein wichtiger Schritt ist zudem der Ausbau einer dezentralen Infrastruktur für Gesundheitsdaten. Die Onkologie ist hier mit den Krebsregistern in einer Vorreiterrolle. Die Krebsregister erheben flächendeckend onkologische Daten im Langzeitverlauf. Das ist ein Datenschatz, auf dem wir aufbauen: Mit den neuen Möglichkeiten des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes wird unter anderem die Verknüpfung von Krebsregisterdaten mit Daten des Forschungsdatenzentrums Gesundheit erheblich erleichtert. Das Modellvorhaben Genomsequenzierung soll zudem das Angebot zur Diagnostik und personalisierten Therapiefindung bei Krebs erweitern und zugleich die Forschung voranbringen. Bereits heute basieren viele wirksame onkologische Therapien auf genetischen Informationen. Diese Chancen sollen für Patientinnen und Patienten noch erheblich verbessert werden.
Um Innovationen auch in der Krebsmedizin rascher voran zu bringen, benötigen wir in Deutschland zudem noch bessere Voraussetzungen für die Forschung. Wir haben daher ein Medizinforschungsgesetz erarbeitet, mit dem wir die Bedingungen für die Entwicklung und Zulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten verbessern. Genehmigungsverfahren für klinische Prüfungen und die Zulassung von Arzneimitteln werden entbürokratisiert und beschleunigt. Das wird bereits Erkrankten helfen, schneller an neuartigen Therapien teilhaben zu können. Damit sie die heute für sie optimale Therapie finden, haben wir mit dem Krankenhaustransparenzgesetz einen entscheidenden Schritt getan. Mit dem Klinikatlas erhalten Patienten und Angehörige verständliche Informationen darüber, wo sie zertifizierte Krebszentren finden können. Denn Qualität senkt das Risiko für Komplikationen und unerwünschte Folgen wie Pflegebedürftigkeit.
Immer noch wissen zu wenig Menschen, wie sie mit gesünderem Lebensstil, mit der Teilnahme an Früherkennungs-Screenings oder mit Impfungen ihr Erkrankungsrisiko senken könnten. Ich setze daher große Hoffnung in die Gründung des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Das BIPAM wird unter anderem die Aufgabe haben, Präventionsbotschaften gezielter zu kommunizieren und die Ansprache der Menschen zu verbessern.
Ich wünsche dem Vision Zero Summit 2024, dass er uns einem ehrgeizigen Ziel wieder ein Stück näherbringt. Allen Teilnehmenden, die sich den unterschiedlichen Facetten der Krebsbekämpfung widmen, wünsche ich einen guten Austausch und viel Erfolg!